Spiel mit Szenarien für UA, RU, CN und die EU

Einem Tag nach dem Angriff Russlands im Februar diesen Jahres habe ich mich das erste mal an einem Szenario versucht. Das war ziemlich düster. Zuletzt habe ich ein ebensolch düsteres Szenario für die USA gezeichnet.

Ich finde Szenarien-Entwicklung hat einen gewissen Reiz, den ich hier mal weiter ausleben will. Dieses mal versuche ich mal nicht ganz so düster zu sein und wage mich mal an ein größeres globales Szenario mit unterschiedlichen Aspekten ran.

Zum Zeitpunkt. Ich habe mit dem Schreiben am 27.08.2022 begonnen und dann mit Pausen bis zum 15.09.2022. weiter dran geschrieben.

In der Folge habe ich das eingesprochen und weiter unten könnt Ihr den Text selber lesen.

Szenario

Der Krieg in der Ukraine, der eigentlich schon seit 2014 einer ist, läuft seit jetzt ca. 7 Monate in seiner brutalen heißen Phase nach dem Überfall im Februar.

Der Krieg hat, wie schon zuletzt Covid, weitere größere Verschiebungen und Veränderungen in Bewegung gesetzt. Starten wir mit einer Betrachtung aus der eigenen, der deutschen Perspektive.

In Deutschland wächst die Angst vor der Gaskrise und seine Auswirkungen auf die deutsche Bevölkerung sowie die deutsche Industrie. Während die Befürchtungen nicht unberechtigt sind, so sind sie auch oft ziemlich dramatisch und verdecken auch den Blick auf positive Entwicklungen.

Deutschland

Mit einer für Deutschland nicht für möglich gehaltenen und im Ausland mit Staunen beobachteten Radikalität und Geschwindigkeit fängt Deuschland an seine Energieversorgung umzubauen. Die Krise im Winter kommt nicht ganz so hart wie befürchtet, aber dennoch sehr intensiv. Der von der AfD herbeigewünschte und von einigen Medien versucht anzustachelnde heiße Herbst bleibt jedoch aus. Nach dem Desaster um die Gasumlage hat es die Ampel noch geschafft die Regelung auf eine steuerbasierte Lösung umzustellen und steigende Strompreise durch eine Reform des Merrit-Order-Prinzip zu verhindern. Im Rahmen der immer dramatischer werdenden Umfragewerte für die FDP fängt auch die FDP an einige für sie heilige Rößer zu schlachten. So werden im Jahr 2023 unterschiedliche neue Steuern auf den Weg gebracht. Im Fokus stehen hier Dinge wie Finanztransaktionssteuern und eine Besteuerung von Erbschaften, außergewöhnlich hohen Vermögen. Auch die Übergewinnsteuer wurde 2022 noch angestossen und bringt einige Einnahmen. Diese werden in gezielte Entlastungspakete und die Verkehrswende gesteckt.
Im Rahmen 2023 – noch unter dem Eindruck der Gaskrise – werden diverse Entbürokratisierungen und Digitalisierungsprojekte angestossen. Spezielle Programme für die Erneuerbaren schieben einen Investitionsschub und schnelle Genehmigungsverfahren bei Projekten der Energiewende an. Gerade dadurch, dass die meisten der Projekte mit sehr starken Beteiligungen für die BürgerInnen und Gemeinden der betroffenen Standorte verbunden sind, kommen die Projekte schnell voran. Die Stromversorgung wird dezentraler, Speicherkapazitäten ausgebaut und Forschungen in unterschiedlichen Segmenten der Energiegewinnung erhöht.
Auch werden zur Finanzierung von Digitaliserungsprojekten und der Verkehrswende fossile Investitionen gestrichen, die dann in Bahn und öffentlichen Verkehrsmittel gesteckt werden. Dabei entstehen hier eigene Dynamiken in den deutschen Großstädten. 2023 ist der Volksentscheid „Berlin Autofrei“ erfolgreich und in den Jahren 2023 und 2024 entstehen in Berlin und vielen anderen deutschen Städte immer mehr von Bürgerinitiativen gestartete Kiezblöcke. Nach einem 29,- € Ticket im Jahre 2023 wird die Finanzierung des Öffentlichen Nahverkehr Stück für Stück umgestellt.

Es entsteht neue Investitionen und Industriezweige durch die fortschreitende Digitalisierung, sowie den Umstellungen im Energie- und Verkehrsmarkt.

Bei allen positiven Veränderungen bleibt in Deutschland, sowie auch in Europa und in vielen anderen Industrienationen eine hohe Inflation bestehen. Die Länder, die die Energiewende hin zu Erneuerbaren am konsequentesten verfolgen, erfahren am frühesten erste Verbesserungen.

Es kann jedoch nicht von einem wirtschaftlichen Aufschwung die Rede sein. Es zeigt sich auf der ganzen Welt eine starke De-Globalisierung. Diese ist zunächst befördert durch die Folgen von Covid und des Krieges. Es wird klar, dass es notwendig wird als Industrienation in vielen Punkten autarker zu werden, bzw. Logistik- und Produktionsketten zu entflechten und zu verkürzen.
Die schon seit langem herrschende Mangel an Arbeitskräften wird stärker, gerade in Ländern mit ungünstiger Demografie wie Deutschland.

China, Russland und die Ukraine

In den MItte der 20er Jahre erfolgt ein weiterer großer weltweiter Wirtschaftsschock durch den Immobiliencrash in China. Die Anfang der 20er vom Konzern Evergrand ausgehende Krise wurde über viele Jahre durch die chinesische Regierung zwar versucht unter Kontrolle zu bringen, aber konnte nach den chinesischen Dürren im Jahre 22 und 23, den anhaltenden Lockdowns durch mmer wieder aufflammende Corona-Wellen nicht weiter finanziert und kontrolliert werden. Im Jahre 2025 kollabiert der Markt in China und zieht eine weltweite Finanzkrise nach sich. Auch die ungünstigen demografischen Verhältnisse machen es China schwer die Märkte wieder zu stabilisieren.

Mit dem Kollaps in China verschärft sich auch die Situation für Russland. Russland hatte im Winter 2023 seine Offensiven in der Ukraine endgültig zu einem Stillstand bringen müssen. Die Ukraine konnte seit September viele seit Februar eroberte Gebiete zurückgewinnen und die Russen zurückdrängen. Seitdem herrscht eine Art eingefrorener Konflikt. Im Jahre 2023 fangen die Sanktionen dann auch weiter ihre für Russland verherrende Wirkung zu entfalten. In 2023 wurde es für Russland am Weltmarkt auch immer schwieriger sein Gas und Öl abzusetzen. Die Autarkie-Bestrebungen Europas und die Komplexität neuer Lieferketten konnten von Russland trotz höherer Weltmarktpreiese und neuer Abnehmer nicht ganz aufgefangen werden. Auch können die Einnahmen aufgrund der Sanktionen nicht für dringlich benötigte Waren zum Ankurbeln der Wirtschaft eingesetzt werden. Im Jahre 2025 brechen durch die Krise in China weitere Einnahmen und internationaler Support ein. In 2024 nehmen gezielte Terroranschläge in Russland zu. Dabei werden gezielt engere Kreise von Putin ins Visier genommen. Aus Moskau werden dafür ukrainische „Nazis“ verantwortlich gemacht. Es zeigt sich aber bald, dass Spannungen innerhalb des Landes wachsen. Gerade in Regionen aus denen viele der getöteten Soldaten des Ukraine-Krieges scheinen kritische Stimmen lauter zu werden. Auch andere schon länger stärker autarke Regionen kritisieren den Kurs von Putin immer lauter. Es bleibt aber unklar woher die Autobomben und gezielten Tötungen wirklich herkommen. Durch die Immobilien- und Finanzkrise im Jahre 2025 in China spitzt sich die Situation sich auch für Russland weiter zu. Ihre eigenen Geschäfte leiden stark unter der Krise. Putin versucht weiter verstärkt die Aufmerksamkeit auf Feinde von außen umzulenken. Der eingefrorene Konflikt in der Ukraine wird wieder aufgewärmt. So ganz ruhig war er nie. Wie seit 2014 gibt es immer wieder kleinere Kämpfe und vor allen Dingen auch ukrainische Partisanen-Attacken. Diese nimmt Putin zum Anlass weitere Mobilmachungen zu veranlassen und startet zum Nationalfeiertag im Jahr 2026 eine größere Offensive. Die Vorbereitungen zur Offensive wurden dieses mal jedoch natürlich noch intensiver beobachtet. Auch nach dem Einfrieren des Konfliktes hörten die Waffenlieferungen und die militärische Unterstützung des Westens nie auf. Sie wurden in bestimmten Teilen sogar verstärkt. Die Offensive von Putin wird entsprechend zu einem absoluten Desaster. Zwar hat Putin die Zeit des eingefrorenen Konfliktes genutzt, um weitere Truppen und Waffen an die Front zu bringen, aber die systemischen Probleme der russischen Armee sind weiter die Gleichen. In kürzester Zeit werden die Russen durch Präzisionsschläge zerrieben, verlieren weitere Teile der Schwarzmeerflotte und müssen sich komplett von der Krim zurückziehen.
Die Niederlage führt in Russland zu einem lauter werden von Stimmen gegen Putin. In den Republiken Tatarstan, Bashkortostan und Komi formieren sich Gruppen, die eine Unabhängigkeit und Trennung von Russland fordern. Diese finden schnell großen Anschluss und die Forderungen werden auch auf die Straße getragen. Die Spannungen werden heftig und Moskau schickt Truppen, um die Porotest zu unterbinden. Diese enden in blutigen Straßenschlachten und Scharmützeln. Diese ziehen sich über Monate hinweg und enden mit den Unabhängigkeitserklärungen der Republiken.
Geschwächt durch die Niederlagen in der Ukraine und den Unabhängigkeitsbewegungen in den genannten Republiken ist Russland gezwungen sich mit der Ukraine Ende 2026 an den Verhandlungstisch zu setzen. Die Ukraine verhandelt aus einer Position der Stärke und kann einen fast kompletten Rückzug Russlands aus der Ukraine erwirken, sowie Reparationszahlungen, die aus den eingefrorenen Assets beglichen werden müssen.

In Russland erwachte bereits im Jahre 2024 eine neue zivile Protestbewegung. Diese gewinnt im Zuge der immer härteren wirtschaflichen Lage der Bevölkerung an Zulauf. 2027 stirbt Putin. Laut Aussagen des Kremls an einem Herzinfarkt. Es gibt aber auch Gerüchte, dass Konkurrenten aus den eigenen Kreisen für seinen Tod verantwortlich sind. Im Zuge der Begräbniszeromonien verstärken sich die Proteste und es werden Rufe nach Neuwahlen unter internationaler Wahlbeobachtung laut. Unter dem Druck der Straße ist es auch dem Nachfolger von Putin Nikolai Patruschew nicht mehr möglich diese Bewegung aufzuhalten und Neuwahlen werden für 2028 angesetzt. Aus den Bürgerrechtsbewegungen, die sich in Russland im Jahre 2025 geformt hat, entstehen schnell Parteien, die einen regen Wahlkampf beginnen. Zwar werden Ihnen durch Fake-News-Kampagnen und Benachteiligung bei TV-Spots viele Steine in den Weg gelegt, aber sie organisieren eine gut vernetzte Grassroots-Kampagne, die bis in die letzten Winkel Russlands reicht.

2028 wird eine demokratische Regierung gewählt. Die Partei Putins „Einiges Russland“ erhält nur 23 % der Stimmen und muss in die Opposition. Die neue nimmt als erstes diplomatische Gespräche mit Brüssel und Kiew auf.

Mit dem Ende 2026 geschlossenen Friedensabkommen wird ein Wiederaufbau-Fonds unter Beteiligung der USA und EU in Höhe von 400 Mrd. Euro für die Ukraine aufgesetzt und die Aufnahmegespräche in die EU werden weiter vorangetrieben. 2027 werden in der Ukraine ebenfalls Wahlen durchgeführt und Selenskij tritt als Präsident nach 8-jähriger Amtszeit ab.

Die Europäische Union

Die EU durchlief selber in den letzten Jahren turbulente Zeiten. Rufe nach Reformen wurden immer lauter und ausausweichlich. Bei der EU Zukunftskonferenz wurden radikale und weitreichende Ideen erarbeitet, die zwar zunächst den Anschein hatten in der Schublade zu landen oder auf ewig verzögert und zerredet zu werden. In Anbetracht der Dynamiken des Wandels wurden im Jahre 2023 die Stimmen nach einem Verfassungskonvent jedoch immer lauter. Dieser nahm dann auch 2024 seine Arbeit auf und wurde beflügelt von den sich bereits am Horizont abzeichnenden neuen Krisen, die dann mit der chinesischen Immobilien-Krise im Jahre 2025 voll zuschlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die EU schon einen großen Schub an Veränderungen auf den Weg gebracht, der auch viele der in der Zukunftskonferenz erarbeiteten Vorschläge umsetzte. Dies versetzte die EU in die Lage viel besser und resilienter als viele andere Staaten auf die neue Finanzkrise zu reagieren.